Fotoreportage: Sportphysiotherapie.

 

Dass die Nicky ihre Arbeit als Sportphysiotherapeutin von Herzen gern macht, bleibt nicht verborgen. Der Münchner Fotograf Jan Saurer hat eine Session von Nicky und Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler begleitet und daraus eine kleine, aber sehr feine Foto-Reportage gemacht.

Nachdem die beiden auf unterschiedliche Art als völlige Neulinge vom Schwimmen ins Rudern eingetaucht sind, gehen Nicky und Olli ins mittlerweile siebte Jahr ihrer Zusammenarbeit. Als Sportler und Physio. Und als echte Freunde. Seit 2018 nimmt diese einzigartige Geschichte ihren Lauf. Weltmeister. Europameister. Wer hätte das damals gedacht…

 
 

Recovery is key, sagt man. Und die meisten denken dabei an Massagen.
Aber, ob ihr es glaubt oder nicht, es geht um so viel mehr. Es geht um eine perfekte Mischung aus Schlaf, Ernährung, mentaler Fitness, Regenerationsroutinen, Sportphysiotherapie …
Und wer sich nur 70% erholt, wird auch nur auf dem 70%-Level performen.

In der Sportphysiotherapie geht es um Individualität. So wie überall anders auch. Es geht um individuelle Stärken - und noch mehr um individuelle Defizite. Auf physiologischer Ebene, aber auch auf neurophysiologischer, athletischer und mentaler Ebene. Es geht darum zu erkennen, was man denkt zu brauchen und was man wirklich braucht - um überhaupt in der Ausgangslage zu sein, auf seinem persönlich besten Level performen zu können. Training für Training. Schlag für Schlag.

Es geht also eigentlich darum, die Defizite schonungslos aufzudecken und sie von ungenutztem Potential in neugewonnene Fähigkeiten umzuwandeln. So sehr man manchmal auch einfach nur genervt ist, weil man den gleichen Mist immer und immer wiederholen muss, um es zu verinnerlichen. Aber dann, wenn man all das in den stressigsten Situationen abrufen kann, dann hat sich alles gelohnt. Wenn man seine eigenen Grenzen verschiebt. Wenn man seine PBs zerstört.

 
 

Und manchmal geht es in der Sportphysiotherapie um die kleinen Dinge.

Ein fieses Lachen, weil man der Boss ist und die letzten 10 Wiederholungen des letzten Satzes in endlose 35 Wiederholungen verwandeln kann.
Die Momente, wenn sich die ganze Arbeit lohnt.
Verlorene Wetten.
Wenn man in viel zu kaltes Wasser geworfen wird, einfach weil der Kerl einen halben Meter größer ist und man absolut keine Chance hat.
Wenn ein Rennen auf einmal ganz anders ausgeht als erwartet, weil man Einfluss nehmen konnte.
Ein unerwartet weises Wort im richtigen Moment.
All die kleinen Geschichten hinter einer Medaille, von denen keiner weiß, weil sie keiner erzählt. Die besonderen Momente.

Genau so hatte ich mir Sportphysiotherapie immer gewünscht. Ein ehrgeiziger und perfektionistischer Sportler, ein kleines unermüdliches Team, die sich alle in ihren Kompetenzen ergänzen und vertrauen. Der Anspruch, sowohl die eigenen Grenzen als auch die des Teams stetig verschieben zu wollen. Über den Tellerrand zu schauen. Immer weiter zu machen.

 


Nach all der Zeit machen wir immer noch das Gleiche: immer weiter tüfteln.

Das ist Sportphysiotherapie wie ich es mir vorstelle.

Nicole Hollaus